Blaze of Colour von Rix (Seamus/Dean) ================================================================================ Kapitel 1: Deep Red ------------------- Vorwort: Ich habe schon ewig keine HP-FF mehr geschrieben und dann auch noch über Seamus und Dean, wo mir nur noch bekannt war, dass der eine im Film ständig Sachen explodieren ließ und der Andere mal mit Ginny zusammen war. Dementsprechend war es eine Herausforderung für mich diese FF zumindest halbwegs hinzukriegen. Dennoch hoffe ich, sie gefällt meinem Wichtelkind und euch anderen Lesern =) ----------------------------------------------------------------------------- Gute Vorsätze waren fürn Arsch! Seamus schnaubte und trat von einem Bein auf das andere. Was sollte man überhaupt damit? Hielt sich doch eh kein Schwein dran! Zumindest kannte er niemanden. Na gut, fast niemanden. Es gab da schon gewisse Ausnahmen in seinem Umfeld. Er zog seine Schultern höher und vergrub sein Gesicht bis zur Nasenspitze in seinem Schal. Ein Finnigan brauchte keine Vorsätze, so war das halt. Er brachte immerhin weder Tiere, noch Leute um, stahl nicht, war kein Rassist und erst recht kein Slytherin, sondern ein waschechter Gryffindor. Seine halb starren Finger umgriffen den Stoff seiner Bommelmütze, zogen sie noch weiter gen Kinn, nur um dann rasch wieder in seinen Manteltaschen zu verschwinden. Gute Vorsätze, so ein Schwachsinn... Steif schaute er auf zu der riesigen Uhr, die man im Hof von Hogwarts gut sehen konnte. Er war zu spät, viel zu spät. Mit aufkommenden Ärger wurde Seamus bewusst, dass er sich umsonst jedes vorhandene Körperteil abfror. Nur wegen einem fehlenden, guten Vorsatz ließ ihn Dean kurz vor Neujahr sitzen... Er hasste gute Vorsätze! ~~~ Seamus hörte immer wieder das Geräusch seines Balls, der an die Wand schlägt, zurück springt und Platz zwischen seinen geschickten Händen findet. Dabei nimmt er immer wieder Deans leises Seufzen war, wenn dieser sich über sein Motiv oder über die Farbe seines Bildes nicht einig ist und kaum Sekunden später, das leichte, unbeschreibliche Geräusch, wenn dessen Pinsel mit Farbe getränkt auf das weiße Papier trifft. Der Aufprall seines Balls und Deans Geräusch des Malens vermischen sich zu einer unheimlichen Melodie, die eine Tiefe mit sich trägt, die sie niemals verstehen werden. Ein glückliches Lächeln huscht über sein Gesicht, kann nicht anders als es zu sein. Würde Dean ihn fragen wieso, er könnte es ihm sagen, aber er würde es nicht tun. Seine Hand hält inne, umschließt den Ball fest, da seine Gedanken von der eintönigen Tätigkeit abschweifen. Er genießt diesen Moment, diese Zweisamkeit. Sie scheint allein nur ihnen zu gehören, auch wenn sie nicht miteinander reden. Ihm genügt Deans Anwesenheit vollkommen. Manchmal fragte Seamus sich, ob Dean es weiß und deswegen mit ihm hier sitzt. Er wünscht es sich. Obwohl sie von ihren Wesenszügen unterschiedlicher waren, als Schwarz und Weiß, denn immerhin war Dean ein ruhiger, sanfter Künstler und er ein grober, energiegeladener Irrer, passten sie zusammen. Sie ergänzten sich nicht, nein das taten sie wirklich nicht, dafür war es ihm zu anstrengend und Dean viel zu rücksichtsvoll, sie passten einfach, nicht mehr und nicht weniger. Mit einmal hörte das Streichen des Pinsels auf. Augenblicklich spürte Seamus Deans stechenden Blick im Nacken, der ihm einen wohligen Schauer den Rücken runter jagte. Wann hatte es eigentlich angefangen, dass Deans Blicke ihm solche Empfindungen bescherten? Er konnte sich nicht erinnern – und im Grunde war es auch egal. "Worüber freust du dich?", fragte Dean neugierig mit seiner sanften Stimme, wobei sie auch ein wenig erschöpft klang vom vielem Malen. Seamus zuckte nur mit den Schultern, überlegte kurz. Er würde Dean nie die Wahrheit sagen können. Zwar war er nicht das hellste Licht im Kronleuchter, aber ihm war bewusst, wann eine Situation auswegslos erschien oder wann bestimmte Gefühle hundertprozentig nicht erwidert werden würden. "Bald ist Neujahr. Das ist cool", antwortete er schließlich dumpf. Das klang so lächerlich, dass er über seine eigenen Worte schmunzeln musste. Da ertönte ein Rascheln, schließlich das Kratzen von Stuhlbeinen auf dem Boden und als er hoch sah, schaute er direkt in Deans markantes Gesicht. Er mochte es. Es war wie eins von Deans Kunstwerken. Das Schokobraun seiner Haut, die spitzen Wangenknochen, die Stupsnase, die leicht gelockten, kurzen, schwarzen Haare, die große Denkerstirn und besonders die dunkelbraunen, tiefen Augen, die immer so ein verträumtes Glitzern besaßen. Momentan lag ein leichtes Lächeln auf den vollen Lippen Deans und ein roter Farbstreifen prangte auf seiner linken Wange wie ein Warnsignal. "Zu Neujahr gibt es immer eine Menge neuer Farben." Seamus lachte leicht, ließ sich weiter zurück in den Sessel fallen, um Deans Gesicht nicht zu nahe zu sein. Momentan war es hin und wieder keine gute Idee. Zudem hatte er gerade jetzt den Drang es anzufassen. "Nur du denkst an Farben, wenn es um Neujahr geht, du Farbeimer." Darüber nickte Dean leicht abwesend, den unoriginellen Spitznamen ignorierend und schien einen Moment über etwas nachzudenken. "Rot ist immer gut." Seamus hob eine Augenbraue. "Natürlich ist Rot immer gut. Es ist unsere Farbe!" Auch jetzt stimmte ihn Dean mit einem halbherzigen Nicken seinerseits zu. Seamus mochte genau diese verträumte Art des anderen. Zwar durfte man erwarten, dass ein vernünftiges Gespräch somit niemals zustande kommen würde, aber gleichzeitig war es ein Balsam für die Seele, weil es einen innerlich beruhigte. "Soll ich dir jetzt schon einen Vorgeschmack aufs Neujahr geben?" Verwirrt runzelte Seamus auf diese Frage hin die Stirn. "Wie willst du das denn bitteschön tun?" Dabei schweiften seine Gedanken kurz zu den Weasley Brüder hin und deren Feuerwerken. Plötzlich beugte Dean sich gefährlich nahe zu ihm hinüber, das er fast vor Schreck aufgeschrien hätte. Doch da war schon Deans Hand in seinem Blickfeld, die ebenso farbenfroh, wie sein Bild und die Farbpalette in der anderen Hand war. Sein Zeigefinger, der knallrot vor Farbe war, strich mit einmal ganz zärtlich über sein Gesicht. In diesem Augenblick entspannte Seamus sich, fühlte wie sein Herz vor Glück einen Sprung machte. Verträumt schaute er auf das hochkonzentrierte Gesicht von Dean, fühlte wie dessen Daumen von seiner rechten Wange, über seinen Nasenrücken, hin zu seiner linken Wange fuhr und dort, wo sie seine Haut berührte, ein angenehmes Kribbeln hinterließ. Schließlich stoppte Deans Hand, blieb aber auf seiner Wange ruhen. Ihre Augen trafen sich, sahen sich nur lange an. Es waren diese Momente, die Seamus verrückt nach Dean machten, die ihn an die Grenzen seiner Zurückhaltung trieben und sein Verlangen ins unermessliche stiegen. Doch dann fiel ihm immer wieder ein, dass sie beide Männer waren und Dean auf Frauen stand. Sie waren in seinen Augen nur gute Freunde, nicht mehr und nicht weniger. Also senkte Seamus seine Lider, schaute auf die Farbpalette, wo Rot, Gelb und Grün um die Vorherrschaft kämpften. Ein Herzschlag später verschwand auch Deans Hand auf seiner Wange und hinterließ eine Leere, die Seamus schwer schlucken ließ. Eine sonderbare Stille entstand zwischen ihnen, die ihn unruhig werden ließ. Hatte er sich gerade mit seinem Verhalten verraten? Hatte Dean etwas in seinen Augen erkannt? Denn Dean war unglaublich gut darin in zu durchschauen. Egal wie sehr er es auch immer versuchte, sein Freund erkannte jede Lüge und Halbwahrheit, die er ihm oder der Welt um sie herum auftischen wollte. Das lag alles nur daran, weil Dean so ein schlaues Köpfchen war. Manchmal beneidete er ihn um dessen Intelligenz, aber noch öfters bewunderte Seamus dafür. Momentan jedoch wünschte er sich, Dean wäre noch dümmer als verbrannter Toast und würde nicht versuchen seine Reaktion und seine Blicke in irgendeiner Art und Weise zu analysieren und schließlich zu deuten. "Seamus..." Deans Stimme war ganz sanft, ganz zärtlich, als sie den Mantel der Stille durchbrach und dennoch kam es ihm wie ein lauter Schrei von McGonagall vor, die ihn wieder einmal dabei erwischt hatte, wie er Papierflieger baute, nur um sie seinem Vordermann im Sturzflug gegen den Kopf zu donnern. Er antwortete ihn nicht, konnte es nicht. Panik machte sich in ihm breit. Hatte Dean tatsächlich etwas erkannt? Nur wegen diesem kurzen Augenblick? Dabei hatte er es bis hierher immer verstecken können, wobei er sich förmlich alle Knochen gebrochen hatte, um das zu erreichen. Plötzlich waren da wieder die warmen Hände Deans auf seinem Gesicht. Überrascht zuckte er zusammen, wollte sein Gesicht den Händen entziehen, doch da wurde Deans Griff nur stärker. Bestimmend, aber dennoch vorsichtig, hob Dean sein Gesicht an, so dass ihre Augen sich trafen. Verwundert stellte Seamus fest, dass dort weder kalte Regenastion, noch kalte Abscheu zu finden waren. Sondern irgendwas, was er bis dahin noch nie in den Augen seines Freundes gesehen hatte. "Seamus, k-kann es...kann es sein, dass du...du...", stotterte Dean mit einmal, wobei er zu zittern anfing und Seamus ganzen Körper mitbeben ließ. Auch meinte er einen Rotschimmer auf den Wangen seines Freundes zu entdecken. Sein Herz machte wilde Sprünge. Hieß das eventuell..? War es möglich? "Dean, ich-" Es krachte laut und Stimme ertönten. Wie von der Tarantel gestochen, sprang Dean von ihm weg. Durch den energischen Stoß von Dean, wurde Seamus samt Stuhl nach hinten geschleudert. Kurz drehte die Welt, schien elend langsam zu verlaufen und dann kippte er nach hinten um. "Autsch!" "Oh! Seamus!" Schmerzhaft rieb er sich den Hinterkopf und als er die Augen wieder öffnete, sah er direkt in ein rundes Gesicht mit vielen Sommersprossen. Breit grinste ihn Ronald Weasley an und in diesem Moment hätte er ihn gerne gezeigt, was er davon hielt. Angefressen verzog Seamus das Gesicht und machte ein halbherzigen, nicht ernstgemeinten Schlag in Richtung Rons Gesicht. Der wich nur kichernd aus. "Du bist aber auch ein Depp, Seamus. Gleich vor Schreck vom Stuhl zu fallen, nur weil wir den Raum betreten", wieherte Ron amüsiert über das Unheil seines Zimmergenossen. Seamus schnaubte nur und richtete sich mühselig wieder auf. Dabei ignorierte er es geflissentlich Dean anzuschauen. Noch immer spukte ihm die vorherige Situation im Kopf herum. Was war da passiert? Was wollte ihm Dean da sagen? War es tatsächlich das, wovon er schon ewig träumte? Nein, das war nicht möglich... "Muss an dem großartigen Harry Potter gelegen haben", imitierte er gehässig Draco Malfoys Ton. Darauf lachte Ron, aber der anwesende Harry verzog nur genervt das Gesicht. Jeder seiner Freunde wusste, wie sehr er es hasste, wenn man Adjektive wie "großartig" , "mächtig", "unbesiegbarer" oder ähnliche hochlobende Wörter in Zusammenhang mit seinem Namen verwendete. Bevor Ron und er jedoch weiter über die Gründe seines Sturzes diskutieren konnten, wobei die Theorien wahrscheinlich dann zu Gnomangriffen und Dimensionsverschiebungen führen würde – er würde Ron den richtigen Grund immerhin nie nennen – schien Harry das Thema, was er und der Rothaarige davor gehabt hatten, wieder aufgreifen zu wollen. "Also, was sind denn nun deine guten Vorsätze für das neue Jahr?" Dabei klang Harry unglaublich ernst, so als würden sie nicht über gute Vorsätze, sondern über Lord Voldermorts neue Machenschaften reden. Seamus mochte Harry. Wirklich. Nur manchmal war ihm ihr ausgewählter Retter eine Spur zu ernst, egal welches Thema er anschlug. Man konnte Spaß haben mit Harry, aber jedes Mal spürte er einfach, dass Harry schon geistlich in einer ganz anderen Liga, als er selbst spielte, was zweifelsohne daran lag, dass er wohl schon viel früher erwachsen geworden war, als der ganze Rest. Anfangs hatte er sich immer gewünscht mit Harry tauschen zu können. Berühmt und berüchtigt zu sein, von jedem als Held angesehen zu werden, jemand zu sein. Doch jetzt nach den vielen Jahren, war er froh, nur ein ganz normaler Zauberer zu sein, ohne lebensgefährliche Kämpfe mit dem boshaftesten Irren aller Zeiten. Außerdem hätte er dann Ron und Hermine als Freunde gehabt, anstatt Dean – und den würde er gegen nichts in der Welt eintauschen wollen. Rons Ohren liefen bei der Frage von Harry so rot wie seine Haare an. Anscheinend waren seine guten Vorsätze alles andere als nur ein schlichtes "Ich höre auf Schokolade zu essen" und beinhalteten ganz andere, höchstwahrscheinlich nicht jugendfreie, Vorstellungen. "N-Nichts besonderes, hab ich doch schon gesagt!" Harry runzelte nur die Stirn, nicht zufrieden mit der Antwort. "Komm schon. Ich muss das wissen." Warum Harry wissen musste, was Rons gute Vorsätze waren, ging an allen Anwesenden in diesem Raum vorbei, aber es wagte auch keiner zu fragen. Während Seamus neugierig dem Gespräch der beiden zuhörte, das war manchmal besser als Kino, packte Dean seine Sachen zusammen. Noch immer wagte der Ire es nicht zu seinen Freund hinüber zu schauen. "I-Ich...Seamus, was sind denn deine guten Vorsätze für das neue Jahr?" Wich Ron dem starren Blick von Harry aus und wälzte die ganze Unterhaltung auf ihn ab. Es war eine einfache, ja fast schon alltägliche Frage, die wohl jedes Jahr um Dezember herum gestellt wurde. Seamus konnte bis er alt wurde, nicht glauben, dass diese fast schon lächerliche Frage, die Ron Weasley ihn in einem Anflug von Panik gestellt hatte, sein ganzes Leben verändern würde. Diese eine Frage und diese eine genervte Antwort von ihm... "Gar keine. Mach ich nie. Ich muss immerhin nichts an mir ändern. Es hält sich sowieso niemand an sowas." "Bitte?!" Anscheinend hatten Harry und Ron ganz vergessen, dass Dean sich noch im Raum befand und schauten dementsprechend verwirrt auf seinem Ausruf zu ihm hinüber. Seamus musste sich kurz durchringen seinen Freund anzusehen, weil sein Herz ganz flatterhaft war. Doch als er den Anderen ansah verging ihm das schnell wieder. Anstatt den undefinierbaren Ausdruck und die leichte Beschähmtheit zu sehen, spiegelte sich nur Wut und Entrüstung in Deans Gesicht wieder. "Vorsätze sind für jeden wichtig!" Seamus runzelte auf diesen Ausbruch nur zweifelnd die Stirn. "Wenn du meinst..." Doch seine Antwort schien seinen Freund nicht gerade zu beruhigen, sondern noch mehr in Rage zu bringen. Ohne es zu wissen, hatte er eine Bombe gezündet, die unmöglich aufzuhalten war und ihn in wenigen Minuten erbarmungslos wegsprengen würde. "Nimm das nicht so leicht hin! Das ist ein ernstes Thema!" "Ernstes Thema? Es geht hier nur um Vorsätze, Dean. Nicht um den Weltfrieden auf Erden", erwiderte er nur sarkastisch und traf damit einen ganz besonderen Nerv. Plötzlich war ihm Dean schon zum dritten Mal an diesem Tag nahe. Doch im Gegensatz zu den zwei Malen davor, schlug sein Herz nicht wie wild, was größtenteils an der aggressiven Haltung seines Gegenübers lag. "Du möchtest also im neuem Jahr nichts ändern? Nicht dir endlich mal vornehmen ein paar Dinge zu tun oder zu sagen, die schon längst überfällig sind?" Im Nachhinein war es wohl der größte Zaunpfahlwink von Dean, den er ihm je gemacht hatte, mit Ausnahme den bei der theoretischen Verwandlungsprüfung, wo er zu einem perfekten Pantomimenspieler geworden war – und er verstand ihn trotzdem nicht. "Nein. Wie gesagt, ich hab nicht vor irgendwas zu ändern oder anders zu machen als sonst." Kaum hatte er den Satz beendet ging Dean hoch. Seamus konnte förmlich sehen, wie dessen Gehirn explodierte vor Wut und er ihn innerlich schon zig mal gerade auf unterschiedlichsten, grausamsten Art und Weisen umbrachte. "Schön! Dann sei so...so ätzend und mach halt keine guten Vorsätze. Aber glaub ja nicht, ich rede dann noch mit so einem Stümper wie dir!" Aufgebracht klemmte Dean sich auch den Rest seiner Malereisachen unter die Arme und stampfte Richtung Schlafsäle davon. Ron schaute ihn fragend an. "Was war das denn gerade?" Seamus zuckte nur die Schultern. Was wusste er schon, was in Dean gefahren war. Er wusste nur, dass es an ihm nagte. Gerade eben noch war alles so gut gelaufen und nun das. Besonders, wenn Dean einmal wütend auf jemanden war, konnte sich das über Wochen ziehen. Der Gedanke jetzt einige Tage nicht mit dem Anderen zu reden, stießen ihm jetzt schon sauer im Magen auf. Das einzig Gute daran war, dass Dean sich meist von selber wieder einkriegte und man nur zu warten brauchte. "Vielleicht solltest du dir einen Vorsatz überlegen", warf Harry plötzlich eine Überlegung in den Raum. Verwundert schaute er zu seinem Zimmergenossen hinüber, der ihn einen wissenden Blick zuwarf, denn er jedoch nicht verstand. "Warum sollte ich? Vorsätze sind albern..." Harry seufzte nur, schüttelte den Kopf, so als hätte Seamus geantwortet, dass Elefanten alle mit den Ohren so wie Dumbo fliegen könnten. "Wie du meinst..." Seamus verschränkte nur die Arme vor der Brust. "Ja, mein ich." Vorsätze, sowas albernes... Seine Rechnung, dass sich Dean schon von alleine wieder einkriegen würde, ging zum ersten Mal, seit sie sich kannten, kein Stückchen auf. Allem Anschein war der Andere richtig wütend auf ihn und er verstand einfach nicht warum. Dean ignorierte ihn komplett, sah ihn nicht an und wechselte auch kein Wort mit ihm, zumindest teilweise. Jeden Morgen am Frühstückstisch in der Großen Halle stellt er ihm einmal eine einzige Frage. "Hast du einen guten Vorsatz?" Woraufhin Seamus in allen möglichen Variationen antwortete, aber Dean ihm schon nach irgendeiner Verneinung nicht mehr zuhörte. Ab dem siebten Tag war es auch ihm zu lächerlich geworden und er beließ es bei einem patzigen Nein, wenn die Frage aufkam. Dementsprechend war er schlecht gelaunt und ließ es seine Umwelt nur gerne wissen. Am neunten Tag schien Ron der Erste zu sein, dem dieses Verhalten gehörig auf den Senkel ging. "Man, entschuldige dich doch einfach bei ihm!" Sagte Ron zu ihm, während er nach einem der frischen Brötchen griff. "Für was denn? Dafür, dass ich keinen Vorsatz habe?" Erwiderte er nur und rührte unbegeistert in seinem Müsli herum. Ron zuckte nur mit den Schultern und warf einen suchenden Blick über den Tisch, bis er schließlich die Marmelade fand, die er essen wollte. "Erfinde doch einfach einen Vorsatz und gut ist." Seamus schnaubte auf diese Idee nur hin. "Dean weiß es, wenn ich was erfinde. Das wäre völlig sinnlos. Außerdem warum soll ich einen Vorsatz erfinden? Am Ende wäre er noch wütend darüber, dass ich mich dann halte. Sprich, ich müsste mich ein ganzes Jahr lang an irgendeinen dummen Vorsatz halten. Darauf hab ich keinen Bock!" Ron der damit beschäftigt war sein Brötchen zu schmieren, schien bei der Welle an Informationen etwas verwirrt und Seamus war sich sicher, dass er gerade mal die Hälfte mitbekommen hatte. "Wenigstens würdet ihr dann wieder miteinander reden." Seamus warf nur verärgert die Hände in die Höhe. "Ohja, das ist ja so viel besser!" Jetzt war es an Ron, der verärgert drein schaute. "Besser als überhaupt nicht angesprochen zu werden, nicht?" "Warum rede ich eigentlich mit einem, der sich Won-Won nennen lässt.." "Hey!" Protestierte Ron, wobei das erst eben reingestopfte Brötchen unappetitlich wieder rauspurzelte. "Vielleicht möchte Dean ja einfach nur etwas Bestimmtes hören", ertönte plötzlich Harrys Stimme neben Seamus. Überrascht drehte er sich zu ihren aller Weltenretter um. "Ach, und was du Genie?" Fragte er nur giftig nach. Er wollte nicht so aggressiv sein, aber diese ganze Situation gefiel ihm einfach nicht. Er vermisste Dean so fürchterlich. Er war es nicht mehr gewohnt ohne seinen Freund zu sein. Neben ihm zu stehen, mit ihm zu reden, sein Lachen zu hören, ihm einfach dabei zu zuschauen wie er lebte und atmete. Das war in den letzten Monaten das Größte für Seamus geworden und versicherte ihn immer, dass egal was passierte, wie sehr ihre Welt vor die Hunde ging, es etwas gab, wofür es sich lohnte morgens aufzustehen und möglicherweise bald zu kämpfen, denn immerhin waren es finstere Zeiten in denen sie sich befanden. Harry zuckte nur mit den Schultern. "Er will irgendwas Bestimmtes von dir hören. Das musst du wissen." Damit endete Harrys kleiner Nachhilfekurs in Sachen Dean und guter Vorsätze und er wandte sich ebenfalls seinem Frühstück zu. "Toll, danke. Ihr seid ja solche Hilfen. Fast schon unglaublich wie sehr ihr mein Leben erleichtert." "Hey, wir können nichts dafür, dass du Mist gebaut hast", verteidigte Ron sich. Das Schlimme daran war, dass der Rothaarige recht hatte. Harry und Ron konnte tatsächlich rein gar nichts dafür, dass Dean wegen diesem Thema so ausflippte und er irgendwie daran Schuld war. Es waren wirklich die grauenhaftesten Weihnachtsferien, die Seamus jemals gehabt hatte, seitdem er auf diese Schule ging. An Silvester schließlich hatte Seamus einen weiteren Versuch gestartet, den Streit zwischen ihm und Dean zu schlichten. Doch auch da stellte sich sein Freund auf taub. Seamus beobachtete Dean dabei wie dieser wieder ein Bild malte, wobei er beim besten Willen nicht erklären konnte, was es darstellen sollte. Teilweise sah es aus wie zwei Löwen, die kämpften aber anderseits auch als wären sie ein und derselbe Löwe, mit dem selben Körper aber unterschiedlichen Köpfen. Er schüttelte den Kopf und konzentrierte sich jetzt auf das Hier und Jetzt. Vorsichtig trat er an Dean heran, wartete noch einige Sekunden, dann räusperte er sich. "Hey, Dean." Dieser hörte auf den Pinsel zu schwingen und sah ihn mit dieser schrecklichen ausdruckslosen Miene an, die er schon seit Tagen aufgelegt hatte, wenn er mit ihm sprach. "Hast du einen Vorsatz für heute Abend?" Fragte er prompt, bevor Seamus irgendwas anderes sagen konnte. Wütend ballte er die Fäuste. "Nein, habe ich nicht! Ich werde auch kein-", doch da wandte sich Dean schon wieder ab und seinem Bild zu. Jetzt war aber Schluss mit Lustig! "Hör endlich auf mich zu ignorieren wegen so einem albernen Thema!" Dean malte weiter. "Nur weil ich keine Vorsätze habe? Weil ich zufrieden bin mit dem wie ich bin und was ich tue?" Dean malte weiter. "Hast du denn überhaupt einen Vorsatz?!" Mit einmal zog Dean einen fetten Strich über das ganze Bild und stand mit einem Ruck auf. Aufgebracht wandte er sich ihm wieder zu. "Ja, ich hatte ein", zischte er und es lief Seamus eiskalt den Rücken hinab. "Aber der hat sich allem Anschein erledigt..." Ohne noch weiter zu warten, schritt er an Seamus vorbei, der nur wie versteinert da stand. "Aber wir treffen uns heute Abend so wie immer, oder?" Brachte er schließlich völlig kontextfrei und unpassend an dieser Stelle hervor. Er wusste einfach nicht, was er sonst sagen sollte. Wie er auf diese Offenbarung auf diesen Gefühlsausbruch von Dean reagieren sollte. Dean sah ihn kurz nur schweigsam an und verließ dann den Raum. Seamus blieb allein und völlig überfordert zurück. Er verstand die Welt nicht mehr und besonders seinen Freund Dean. ~~~ Das war der Grund warum er jetzt hier in der Kälte stand und sich alle Körperteile abfror. Wütend auf sich und alle guten Vorsätze dieser Welt trat er einen Schneehaufen um. Es war deprimierend. Jedes Jahr seitdem er nach Hogwarts gekommen war und sich mit Dean angefreundet hatte, hatten sie Silvester zusammen verbracht. In seiner kleinen Welt gab es nichts besseres, als das neue Jahr an der Seite von Dean einzuläuten und zwar nur mit Dean. Deswegen stand er hier allein und wartete vergeblich auf seinen Freund. Er zog die Schultern noch weiter höher, als ein kalter Windstoß seine ohnehin schon tauben Knochen, noch mehr zusetzte. Dean war einfach alles für ihn. Das klang zwar verrückt, aber es war so. Ohne es selbst zu merken, hatte der Farbeimer seine Welt eingenommen und ihn so manipuliert, dass er förmlich nach ihm süchtig geworden war. So ähnlich wie die Kenmare Kestrels ihn in ihren Bann gezogen hatten. Anfangs war das erschreckend gewesen, aber nach und nach hatte er sich an diesen Zustand gewohnt und ihn akzeptiert. Und manchmal, wenn es stille Momente zwischen ihnen gab, war sich Seamus fast sicher, dass es Dean genauso ging. Ja, hin und wieder, wie die Augenblicke, wenn er ihn mit Farbe über das Gesicht strich, glaubte er, dass Dean ebenso empfand, auch wenn das sein Wunschdenken war. Deswegen war es umso bittere, dass Dean ihn hängen ließ an so einem wichtigen Tag und das für so einen unsinnigen Streit. Was wollte Dean denn von ihm hören? Was war überhaupt daran so schlimm keine guten Vorsätze zu haben? Weshalb reagierten eigentlich immer alle Leute mit Entsetzen, wenn man sich nicht vornahm irgendwas zu ändern? Warum verstand keiner, dass man nichts ändern wollte an sich, weil alles so passte, wie es war? Ja, er hatte schlechte Angewohnheiten, wie sich abends nochmal einen dicken Schokomuffin reinzudrücken, oder hin und wieder Dinge in die Luft zu sprengen, weil er zu unaufmerksam war, aber das war er. Er wollte sich nicht ändern, nur weil ein neues Jahr begann. Er wollte so sein, wie all die Jahre zuvor, sich selbst treu zu bleiben, zu reifen, als die Person mit all den verrückten Angewohnheiten und Macken, die er hatte. Außerdem, wer wusste schon, was passieren konnte in der Zukunft? Es würde sich doch alles von ganz allein ändern, wenn es das Schicksal so wollte. Also warum es erzwingen? Nein, er verstand wirklich nicht, was Dean von ihm wollte oder warum er unbedingt wollte, dass er etwas änderte an seinem Leben. Zudem bereitete ihm das ganze Nachdenken Kopfschmerzen. Er war normalerweise ein Mensch, der einfach sorglos in den Tag hinein lebte. Plötzlich knirschte es neben ihm und er sah überrascht auf, hatte er so tief in Gedanken versunken nicht mitbekommen, dass sich ihm jemand genährt hatte. Nur einen Meter entfernt von ihm stand Dean, der ebenso dick eingelümmelt in Sachen war, wie er selbst. Sein Herz machte einen Sprung und fast schon hätte er vor Freude, dass der Andere doch noch aufgetaucht war, ihn umarmt, hielt sich jedoch zurück, weil Dean nicht gerade glücklich aussah. Eine Weile starrten sie sich einfach nur stumm an, wobei ihm die Kälte gerne daran erinnerte, dass sie ihn auch noch den letzten Zeh blau färben würde, wenn er weiter so bewegungslos verharrte. "Hast du endlich einen guten Vorsatz?" Fragte Dean schließlich und durchbrach das Schweigen. Seamus seufzte, schüttelte nur den Kopf. "Nein, nein hab ich nicht....es gibt nichts, was ich ändern will oder besser machen möchte. Ich mag mich, so wie ich bin." Da, er hatte es gesagt und zwar ganz unmannhaft. Aber momentan konnte ihm seine Männlichkeit ziemlich egal sein. Er wollte, dass Dean ihn verstand und aufhörte wütend auf ihn zu sein. Noch eine Woche ohne ihn hielt er nicht aus. "Gar nichts?" Fragte Dean jetzt nach, wobei ein merkwürdiger Ton in seiner Stimme mitschwang. Jetzt fiel Seamus Harrys Worte wieder ein. Womöglich hatte dieser recht und Dean erwartete wirklich etwas Bestimmtes von ihm. Aber was sollte das sein? Das er aufhörte die Hausaufgaben bei ihm abzuschreiben oder ihn ihm Schlaf gerne mal einen Schnurrbart ins Gesicht malte, wenn Ron und er wieder zuviel Butterbier getrunken hatten? "Nicht wirklich, denk ich...", antwortete er schließlich, weil er es einfach nicht besser wusste. Dean nickte nur darauf und schien wieder in seine ganz eigene Welt abzudriften, dabei wirkte er irgendwie enttäuscht. Seamus ließ´ihn einige Sekunden, als ihm die Neugier dann doch übermannte. Zudem redete Dean wieder mit ihm und wer wusste schon, wie lange dieser Zustand anhielt? "Was war dein guter Vorsatz für das nächste Jahr?" Dean zuckte kurz zusammen, drehte den Kopf weg. Seamus glaubte schon nicht mehr daran, dass er eine Antwort bekäme, als sein Freund sich ihm doch wieder zuwandte. "Ich...wollte jemanden etwas gestehen." Dieser Satz war wie ein Schlag in den Magen. Es erinnerte ihn böse daran, dass Dean fast in der selben Art damals ihm eingestanden hatte, dass er in Ginny verliebt gewesen war. Ihm war klar gewesen, dass Dean sich irgendwann neu verlieben würde in ein Mädchen, aber er hatte gehofft und gebeten, dass es noch ein wenig länger dauern würde... "Ach, wirklich?" Erwiderte er nur, um Dean nicht ganz vor den Kopf zu stoßen. Dean nickte nur und schien nichts weiter darauf sagen zu wollen. Ihm war schlecht, furchtbar schlecht, als der erste Glockenschlag ertönte, der das neue Jahr einläutete. Zwar war Dean jetzt an seiner Seite, aber es war keineswegs so freudig wie sonst. Sie schwiegen sich an, hielten Abstand und wussten beide nicht, was sie mit dem Anderen anfangen sollten, während die Glockenschläge ertönte. Noch nie hatte Seamus so sehr den Drang verspürt Dean zu packen, ihn seine Liebe zu gestehen und ihn nie wieder los zu lassen und noch nie wollte er so sehr seinen Freund verzaubern, dass dieser genauso empfand. Nicht für irgendein Mädchen, was sich zwischen sie stellte... Aber er würde Dean gehen lassen, er würde ihm ein frohes Neues wünschen, ihn weiterhin verzweifelt anhimmeln und ihm dabei helfen seinen guten Vorsatz in die Tat umzusetzen. Er hasste gute Vorsätze, er tat es wirklich. Da ertönte der letzte Glockenschlag und im selben Moment wurde der nächtliche Himmel von unzähligen Farben bedeckt, welche auch sie einfingen. "Frohes Neues, Dean." Sagte er nur stumpf. Dean sah ihn an, zuerst schweigend, schloss kurz die Augen und dann lag eine Entschlossenheit in ihnen, die er nie vergessen würde. "Frohes Neues, Seamus. Ich liebe dich." Beinahe wurde Deans letzter Satz von dem lautem Getöse der explodierenden Raketen verschluckt, weswegen Seamus glaubte, es sich eingebildet zu haben, aber als er merkte, wie Dean irgendeine Regung in seinem Gesicht suchte, war er sich sicher, es richtig gehört zu haben. Zuerst empfand er nichts, dann explodierte in ihm genauso viele Gefühle, wie Raketen um sie. Plötzlich machte alles einen Sinn, machte Deans ganzes Verhalten einen Sinn. Es war verrückt, wenn Seamus die Situation jetzt realisierte und was er momentan fühlte. Man wartete und träumte immer wieder von einer Sache und wenn sie schließlich eintraf, war man ganz anders, als man erwartet hätte. Ein breites, siegessicheres Lächeln huschte über seine Lippen, was Dean zu verwirren schien, anscheinend hatte dieser mit einer anderen Reaktion gerechnet. "Ich glaube, ich habe doch einen guten Vorsatz für dieses Jahr." Jetzt schien Dean endgültig verwirrt und mit den Nerven am Ende zu sein, denn er hob die Hände und kratzte sich nur damit am Hinterkopf. "Ach?" Ebenso seine Stimme klang zittrig. Doch Seamus ignorierte das. Gleich würde es Dean besser gehen, das konnte er mit Sicherheit sagen. "Ich will mit der Person zusammen sein, die ich liebe." Darauf rührte Dean sich nicht mehr und schien zu einer Salzsäule erstarrt zu sein. Aber das machte nichts. Rein gar nichts. Sie verbrachten die ersten Momente des neuen Jahres miteinander und zwar nur sie. Auch als er auf den Anderen zu trat und sanft seine Lippen auf die von Deans legte, was er schon seit Ewigkeiten vorgehabt hatte, rührte sich dieser nicht. Erst als er die Arme um ihn schlang, erwiderte Dean den Kuss und die Umarmung. Gute Vorsätze würden für Seamus immer eine unsinnige Sache bleiben. Vorsätze waren nach seiner Meinung nur Ausflüchte. Es reichte, wenn man einfach ganz man selbst war und so jedes Jahr begann und erlebte. Vielleicht war das ja sein guter Vorsatz. Sich treu zu bleiben. Man selbst zu bleiben. Mit jemanden zusammen die Zeit zu verbringen, der einen so liebte, wie man war. Schlicht und einfach zu leben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)